Der Grünstein Klettersteig

Versprechen sind Ehrensache

30.12.2022

Von Christoph Kaßner

Versprechen sind Ehrensache. Unter diesem Motto stand unsere Spontantour in die Berchtesgadener Alpen. Ich hatte meinem Sohn – kurz vor dem Corona- Lockdown- versprochen, den Klettersteig am Grünstein zu klettern. Leider mussten wir auf diese Tour nun fast 2 Jahre warten, konnten sie aber in diesem Sommer bei besten Wetterbedingungen endlich erfolgreich absolvieren.

So starten wir, mein Sohn Franz Florian, sein Freund Christoph (beide damals 14) und ich an einem sonnigen Freitag in Richtung Alpen. Wie zu erwarten war die Autobahn bis München frei und gut zu fahren. Aber die A8 von München in Richtung Salzburg ist kein Vergnügen. Auf Grund der hohen Verkehrsbelastung haben wir uns schnell entschlossen gemütlich über Land zu fahren.

Beim nächsten Mal werden wir doch die öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen. Am späten Nachmittag landeten wir dann in Schönau am Königssee und widmeten uns sofort dem Hanauer Stein, einem kleinen aber feinen Felsen (30Hm) mit 4 Übungsklettersteigen in den Schwierigkeiten von A-D/E.

Dort sind wir noch einmal die Kletterregeln am Steig und den Umgang mit den Sicherungsgeräten durchgegangen und haben Tuchfühlung zur Alpenbergwelt aufgenommen. So waren wir am Samstag bereit für den Grünstein. Nach knapp einer Stunde Fußmarsch erreichten wir den Einstieg in den Klettersteig. 4 Varianten standen zur Auswahl.

Bereits bei der Ankunft sahen wir, dass ein Team „durchtrainierter junger Männer“ aus der „Räuberleiter“ (D/E) wieder ausstieg und zur „Hotelroute“ (C/D) wechselte. Wir hatten schon im Vorfeld besprochen, dass wir den leichteren „Isidorsteig“ (B/C) gehen werden und wurden durch den Rückzug der anderen Seilschaft in unserem Entschluss bestärkt. So legten wir unser Kletterzeug an und kontrollierten den richtigen Sitz der Ausrüstung.

Und dann ging es los. Über einen wirklich tadellos gesicherten und gepflegten Steig mit Stahlseilen ohne Spliss oder aufgeribbelte Drähte in Richtung Gipfel. Der Einstieg verlangte von uns gleich mal Hangelfähigkeiten und Trittsicherheit.

Wer hier schon ins Grübeln kommt, sollte lieber wieder absteigen.

Ein Blick rüber zur „Hotelroute“ bestätigte uns immer wieder in unserer Routenwahl. Überhängende Passagen und geneigte Quergänge hätten unser Können und unsere Kondition deutlich überfordert. Aber für ambitioniertere Bergfreunde sind diese Routen bestimmt ein überaus reizvolles Ziel (für uns vielleicht ein anderes Mal).

Ein Highlight der Tour ist natürlich die 25m lange Hängebrücke, die die „Hotelroute“ und die „Räuberleiter“ mit dem „Isidorsteig“ verbindet. Da die Brücke direkt am Isidor ankommt, haben wir natürlich die Chance genutzt einmal in luftiger Höhe eine solche Brücke zu überschreiten. Wichtig ist hierbei, dass man sich neben der Sicherung über das Klettersteigset auch zusätzlich über eine statische Sicherung (z.B.: eine Bandschlinge) einhängt, denn die Brücke wackelt doch recht stark. Außerdem sollte man schon über eine gewisse Körpergröße bzw. Armeichweite verfügen, um sich sicher an den Stahlseilen festhalten zu können.

Besonders froh waren wir, dass wir schon gegen 9:30 am Einstieg waren, denn am späteren Vormittag füllte sich der Anseilplatz. Von oben konnten wir gut sehen, dass es teilweise zu erheblichen „Wartezeiten“ in der Wand kam. Das ist immer dann besonders ärgerlich, wenn man keinen optimalen Standplatz hat. Insbesondere an der Hängebrücke und am „Foto-Loch“ muss man sich in Stoßzeiten auf Wartezeiten einstellen. Daher ließen wir das Foto- Loch auch rechts liegen und kletterten zügig in Richtung der Sonne, die langsam die Südseite des Grünsteins in Beschlag nahm.
 

Im oberen Teil wechselt sich der Steig mit gut gesicherten Bergpfaden ab und gibt langsam den Blick auf den vorderen Teil des Königssees und zum Jenner frei.

--- ATEMBERAUBEND ---

Vom Gipfelplateau hat man dann einen herrlichen „Rundumblick“ zum Untersberg (Berchtesgadener Hochthron) über den Jenner und den Königssee zum Watzmann, der - wieder einmal - mit dichten Wolken verhangen war.

Nach dem obligatorischen Eintrag ins Gipfelbuch wanderten wir dann zur Grünstein Hütte, um uns dort bei Frittatensuppe und Kaiserschmarrn zu stärken. Auf dem Rückweg konnten wir dann noch einmal einen Blick auf den jetzt in der prallen Sonne liegenden Klettersteig werfen.

Fazit: obwohl wir den Watzmann mal wieder nicht gesehen haben, war es eine tolle Tour mit 2 taffen Jungs. Es wird nicht die Letzte gewesen sein.